Mittwoch, 29. Januar 2025 – 12:15 Uhr
HYBRID (Philosophicum, Fakultätssaal 01-185 & online)
Feministische Gerechtigkeit jenseits von Vergeltung
Bis heute vertrauen viele Menschen auf die abschreckende Wirkung von Strafen. Auch feministische Gruppen und Institutionen fordern mitunter höhere Strafen für sexuelle Übergriffe oder die Einführung neuer Straftatbestände z.B. für Catcalling. Sie gehen davon aus, dass vergeltende Maßnahmen sinnvolle Mittel im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt sind. Dieser Annahme widersprechen (strafrechts-)abolitionistische Feminist*innen. Geschlechtsspezifische Gewalt gründet ihnen zufolge in struktureller Ungerechtigkeit und struktureller Ungerechtigkeit kann prinzipiell nicht mit strafrechtlichen Mitteln beigekommen werden kann. Denn die vergeltende Gerechtigkeit des Strafrechts individualisiert Schuld und kann nur auf isolierte Taten reagieren. Gesellschaftliche Strukturen liegen außerhalb des Arbeitsbereichs des Strafrechts. Strafrechtskritische Feminist*innen entwickeln deshalb alternative Begriffe von Gerechtigkeit, die auf die Widergutmachung der Verletzung des Opfers (Restorative Justice) und/oder die Veränderung gesellschaftlicher Strukturen zielen, die geschlechtsspezifische Gewalt ermöglichen (Transformative Justice). Im Vortrag sollen einige dieser Perspektiven auf Gerechtigkeit vorgestellt und zur Diskussion gestellt werden.
Liza Mattutat ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Kulturwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg. Seit 2021 arbeitet sie als Postdoc im Graduiertenkolleg "Kulturen der Kritik", in dessen Rahmen sie zwischen 2016 bis 2019 bereits promovierte. Ihre Dissertation erschien 2022 als "Emanzipation und Gewalt. Feministische Rechtskritik mit Karl Marx, Jacques Derrida und Gilles Deleuze" bei J.B. Metzler. Von 2015-2016 war Liza Mattutat Mitglied der Nachwuchsforschungsgruppe "Jenseits einer Politik des Strafens", die an der Uni Kassel das retributive Straf- und Gefängnissystem problematisierte und alternative Perspektiven auf Gerechtigkeit erforschte. Ihre Forschungsinteressen liegen in feministischer Theorie, Rechtsphilosophie und K/kritischer Theorie.
Wir freuen uns über eine Anmeldung vorab durch das verlinkte Formular.
Der Vortrag findet im Rahmen der Food for Thought-Lunch Lectures statt, die am Fachbereich 05 Philologie und Philosophie von der Stabsstelle Gleichstellung und Diversität organisiert werden. Interessierte sind herzlich willkommen.
Hinweis: Der Fakultätssaal des FB 05 (1-185) ist entweder per Aufzug über das Philosophicum II oder per Treppenaufgang im Philosophicum I erreichbar: Lageplan
Alle Veranstaltungen der Food for Thought - Lunch Lectures im Wintersemester 2024/25:
06.11.2024 | 12:15 | HYBRID
Was sind sexistische Handlungen?
Prof.in Dr.in Christine Bratu
13.11.2024 | 12:15 | HYBRID
Selbstbestimmtes Geschlecht
Prof.in Dr.in Cara Röhner
25.11.2024 | 18:15 | MUSCHELKINO
She said (OmU) – Film und Gespräch zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen
in Kooperation mit Frauennotruf Mainz e.V. und FILMZ
27.11.2024 | 12:15 | ONLINE
What is conflict-related sexual violence?
Prof.in Ph.D. Kirsten Campbell
04.12.2024 | 12:15 | HYBRID
Sex und Moral: Grenzenlose Einwilligung?
Dr.in Almut von Wedelstaedt
11.12.2024 | 12:15 | HYBRID
Epistemische Ungerechtigkeit & Frauen in der Philosophie
Jana Tabea Stern, M.A.
18.12.2024 | 12:15 | ONLINE
(Geschlechtsspezifische) psychische Gewalt und Strafrecht
Dilken Çelebi, LL.M.
15.01.2025 | 12:15 | HYBRID
Femi(ni)zid – eine kritische Begriffsannäherung
Sabine Patricia Maier, M.A.
22.01.2025 | 12:15 | ONLINE
Der Staat als geschlechtsspezifisches Gewaltverhältnis. Intersektionale Perspektiven
Prof.in Dr.in Birgit Sauer
29.01.2025 | 12:15 | HYBRID
Feministische Gerechtigkeit jenseits von Vergeltung
Dr.in Liza Mattutat
Haben Sie Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail:
gud-veranstaltungen@uni-mainz.de